Jüdische Geschichte St. Pöltens

Im Jahr 2025 feiern wir bedeutende Jubiläen: 80 Jahre Kriegsende, 70 Jahre Staatsvertrag und 30 Jahre EU-Beitritt. Dies nahm die Kulturinitiative Melk (KIM) zum Anlass, am Donnerstag, dem 5. Juni, auf den Spuren der jüdischen Geschichte St. Pöltens zu wandeln.

Die Gruppe traf sich in der ehemaligen Synagoge St. Pölten, wo Dr. Martha Keil, wissenschaftliche Leiterin des Hauses, eine eindrucksvolle Führung durch die Geschichte der Synagoge und die aktuelle Ausstellung gab. Die ehemalige Synagoge St. Pölten zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen jüdischer Geschichte und Kultur in Niederösterreich. Errichtet zwischen 1912 und 1913 von den Architekten Theodor Schreier und Viktor Postelberg, beeindruckt sie mit ihrer prächtigen Wandornamentik und gilt als eines der herausragenden jüdischen Sakralbauten der österreichisch-ungarischen Monarchie.

Dr. Martha Keil, wissenschaftliche Leiterin des Hauses, führt die KIM-Gruppe persönlich.

Während der Novemberpogrome 1938 wurde das Gotteshaus schwer beschädigt und die jüdische Gemeinde St. Pöltens brutal ausgelöscht. In den folgenden Jahrzehnten verfiel das Gebäude zusehends. Erst in den 1980er-Jahren erkannte man seinen historischen Wert, verhinderte den drohenden Abriss und begann mit einer aufwendigen Restaurierung. Heute ist die ehemalige Synagoge ein Ort des Gedenkens, der Geschichtsvermittlung und der Kultur, in dem regelmäßig Ausstellungen und Veranstaltungen stattfinden.

Im Rahmen des Projekts „Kultur St. Pölten 2024“ wurde die Synagoge umfassend renoviert und als modernes Kulturzentrum adaptiert. Am 18. April 2024 erfolgte die feierliche Wiedereröffnung. Seither dient das Haus als Raum für historische Auseinandersetzung, Erinnerungskultur und aktuelle gesellschaftliche Diskurse. Mit Ausstellungen, Veranstaltungen und dem Musik- und Kulturfestival „Jewish Weekends“ ist die Synagoge heute ein lebendiger Ort des kulturellen Austauschs.

Im Anschluss an die Führung besuchte die Gruppe die Ausstellung „Aus dem Leben gerissen“ von Yad Vashem im Landhaus St. Pölten. Die Schau erinnert an jene Menschen, die nach dem Anschluss 1938 aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Die gezeigten Gegenstände sind stille Zeugen – sie erzählen Geschichten von Verlust, Angst und Flucht, aber auch von Hoffnung auf ein neues Leben.

Die Lichtinstallation “Eine Linie aus Licht” von Johann Moser durchbricht den ehemaligen Sakralbau von Außen nach Innen.
Zeitgemäßes Gedenkobjekt anlässlich des 7. Oktober 2023.
Originales Kaiserporträt aus Zeiten der Synagogen-Eröffnung (Details am nächsten Bild)
Eindruck der Ausstellung.
Die originale Muster im Jugendstil wurden bei der Renovierung neu aufgetragen.

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